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Predigt:

Apostel Christi und Menschenfischer werden

5. Sonntag im Jahreskreis C (06.02.2022)

L1: Jes 6,1-2a.3-8; L2: 1 Kor 15,1-11; Ev: Lk 5,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gewaltig und erschütternd war für Jesaja die Offenbarung des lebendigen Gottes, die ihm zuteil wurde. Wie uns die Lesung aus dem Buch Jesaja kundtut, hat er den dreimal heiligen Gott, dem die Engel dienen, auf geheimnisvolle Weise wahrgenommen. Wie verloren kommt sich da der Mensch vor, der dies erlebt! Und doch wurde Jesaja im entscheidenden Moment von Gott gestärkt, indem er von aller Schuld befreit und dann ausgesandt wurde zu den Menschen. Er sollte künftig als Prophet das Wort Gottes verkünden!

Im Evangelium nach Lukas begegnet uns Jesus, der mehr ist als ein Prophet. Der himmlische Vater hat seinen Sohn in die Welt gesandt, und auch Jesus braucht Mitarbeiter, die er wiederum aussenden kann. Es sind dies die Apostel und Jünger. Er macht sie zu Menschenfischern. Zur Verdeutlichung all dessen ereignet sich ein wunderbarer Fischfang: Obwohl die Jünger sich die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen haben, werfen sie auf das Wort Jesu hin die Netze erneut aus. Der Fischfang ist überreichlich, und Simon Petrus spürt seine eigene Schwachheit und fürchtet sich vor Jesus. Doch dieser nimmt ihm die Furcht und sendet ihn zusammen mit den übrigen Jüngern aus, um Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen.

Was ist unser Auftrag im Leben? Sind auch wir ausgesandt? In der Diözese St. Pölten wurde – ähnlich wie auch anderswo – ein Synodaler Prozess gestartet. Drei Schritte sind es, die hier vorgeschlagen werden: Es geht um Gemeinschaft, um Teilhabe und um Sendung.

Ähnlich wie die Jünger damals haben auch wir Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus und untereinander. Diese Einheit der Kirche gilt es stets zu stärken.

Wer zu Jesus Christus gehört und ihn im Glauben und durch die Taufe in sein Leben aufnimmt, hat teil an allem, was Gott uns schenkt. Teilhabe bedeutet, dass wir uns der Gaben Gottes bewusst werden und unser Leben daraus gestalten.

Der dritte Schritt ist dann die Sendung. Ja, auch wir sind ähnlich wie die Apostel und Jünger zu den Menschen gesandt, um – wie es im Schlussgebet der Messe heißt – „Diener der Freude [zu] sein für die Welt.“ Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Wenn uns aber Gottes Liebe im Herzen erfüllt, dann werden wir diese auch an andere mitteilen. Dies geschieht ganz unaufdringlich, indem wir uns für den Mitmenschen interessieren. So wächst Vertrauen, und so haben wir als Christen Anteil an allem wahrhaft Menschlichen. Denn „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“[1]

Der Glaube ist ein Geschenk, das wir selber empfangen haben und das wir in Treue weitergeben dürfen. Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth, dass er selber das Evangelium empfangen hat, das er verkündet. Und er weist hin auf den Tod und die Auferstehung Christi als Grund unserer Hoffnung. Auf diesem Glaubensfundament stehen wir, und dafür setzen wir uns ein, dass auch andere damit vertraut werden.

Wenn der Papst wünscht, dass wir eine missionarische Kirche werden, so bedeutet dies in unserer Zeit nicht nur, dass wir an ferne Länder denken, in denen der christliche Glaube noch nicht ausreichend bekannt ist, wie an China oder an die muslimischen Länder. Mission beginnt bei uns und schließt das ganz gewöhnliche Leben mit ein. Es wird fürs erste ausreichen, wenn wir selber dankbar sind für den Glauben an Gott und wenn wir unser Leben im Alltag in Verbundenheit mit Christus dem Herrn gestalten. Dabei begleitet uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef.

Wer im Glauben froh ist und die Liebe und Güte ausstrahlt und lebt, darf das weitergeben, was uns von Gott geschenkt ist. Vielleicht ergibt sich dann auch das eine oder andere Glaubensgespräch. Und da kann es durchaus der Fall sein, dass Menschen, die zuvor noch fern sind, sich plötzlich in Sehnsucht nach Gott dem Glauben und der Kirche zuwenden. Mögen wir sie in ihrer Gottsuche nicht enttäuschen! Wenn all dies geschieht, dann werden auch wir – wie Jesus sagt – zu Menschenfischern werden.

Amen.


[1] 2. Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes, Nr. 1.