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Predigt:

Der Jünger steht nicht über seinem Meister

8. Sonntag im Jahreskreis C (02.03.2025)

L1: Sir 27,4-7; L2: 1 Kor 15,54-58; Ev: Lk 6,39-45


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In verschiedenen Lehrsprüchen und Gleichnissen unterrichtet Jesus seine Jünger über die Geheimnisse des Himmelreiches. Es ist wie eine Lebensschule, gegründet nicht allein auf menschlicher, sondern auf göttlicher Weisheit.

So wie Maria, die Mutter Jesu, wollen wir aufmerksam auf die Worte Jesu hören und sie im Herzen bedenken. Dann bringen sie gute Frucht in uns.

Wie ein körperlich Blinder einen sehenden Menschen benötigt, um ihn gut zu leiten, damit nicht beide in eine Grube fallen, so bedürfen auch Menschen, die an geistlicher Sehschwäche oder Blindheit leiden, guter Freunde, auf die sie hören und denen sie vertrauen können, damit sie den rechten Weg im Leben finden. Nötig ist es, die eigene Schwäche und Hilfsbedürftigkeit anzuerkennen und jeden Trotz und Eigensinn abzulegen. Manche Schriftgelehrte und Pharisäer sind so von ihrer eigenen Sehfähigkeit überzeugt, dass sie meinen, sie könnten andere führen und leiten. Dies könnte aber dann bedeuten, dass ein Blinder einen Blinden führt und beide vom rechten Weg abkommen. Wie wichtig ist hier die Demut, dass man sich selber nicht überhebt und sich besserwisserisch als sehend ausgibt, wo man doch der Hilfe anderer bedarf!

Eigene Fehler bemerkt man bekanntlich schwerer als die der anderen. So kann es nach den Worten Jesu vorkommen, dass man meint, den Nächsten in einem bestimmten Punkt korrigieren zu müssen, während doch in Wahrheit die eigene Bekehrung dringender wäre. Im Auge des Mitmenschen befindet sich gleichsam nur ein Splitter; im eigenen Auge könnte ein Balken sein, der das klare Sehen fast ganz verwehrt. Gottes Heiliger Geist vermag uns zu erleuchten und behutsam auf den rechten Weg zu führen. Jede Anmaßung und Selbstherrlichkeit sind daher ausgeschlossen.

Gute Früchte, so Jesus, bringt nur ein guter Baum. Die Qualität eines Baumes erkennt man an seinen Früchten. Dies gilt auch für uns Menschen. Wenn wir in der Liebe zu Gott und zum Nächsten verwurzelt sind, werden auch unsere Gedanken, Worte und Werke dieser guten Verwurzelung entsprechen – wenigstens grundsätzlich. Die guten Früchte der Gottverbundenheit und der Nächstenliebe offenbaren sich im Leben des betreffenden Menschen. Wer hingegen sein Herz der Liebe gegenüber verschließt, kann sich auch nach außen hin nicht als wahrhaft liebender Mensch zeigen. Wer sich hier besser darstellt, als er ist, wird bald durchschaut und als Heuchler enttarnt. Jesus geht es also um grundlegende Ehrlichkeit, um Authentizität, und noch mehr geht es ihm um ein wirkliches Gutsein von uns Menschen. Dies ist aber nur möglich, wenn wir nicht auf die eigenen Kräfte bauen, sondern es zulassen und dafür offen sind, dass der Heilige Geist mit seiner Liebe unser Herz verwandelt und für die Mitmenschen öffnet.

Jesus Christus selbst gibt ein Beispiel für all das, was er verkündet. Wer in seine Schule geht und auf diese Weise sein Jünger ist, wird von ihm lernen und – wie der Herr selbst sagt – als Jünger dann ein Stück weit dem Meister gleichkommen, auch wenn er nie über dem Meister stehen wird.

Wir alle werden im Leben stets neu geprüft. Dies geschieht zu unserem Besten, denn so vollendet Gottes Gnade ihr Werk an uns. Die Heiligen haben sich eingelassen auf die je persönliche Gnadenführung Gottes. So haben sie reichlich Frucht gebracht in Liebe. Sie sind tatsächlich wie ein guter Baum, der reichlich und gediegen Frucht bringt für dieses Leben und vor allem für das ewige Leben in der Herrlichkeit Gottes. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen  Josef möge uns stets begleiten!