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Predigt:

Im Herzen bewahrt und erwogen

Hochfest der Geburt des Herrn (Am Morgen) C (25.12.2024)

L1: Jes 62,11-12; L2: Tit 3,4-7; Ev: Lk 2,15-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium des Christtages heißt es über die Jungfrau Maria, aus der Jesus geboren worden war und den dann die Hirten besucht hatten: „Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lk 2,19).

Die Antwort Marias auf all das, was sich ereignet hat, ist also stille Dankbarkeit, anbetendes Schweigen im Angesicht des Lebendigen Gottes, gläubiges Nachdenken über die Worte und Ereignisse, die Gott selbst gewirkt und ihr in Verbundenheit mit dem heiligen Josef zuteil hatte werden lassen.

Vielleicht geht es ja auch uns so: Wenn wir nach den kirchlichen und familiären Feiern etwas zur Ruhe kommen und betrachtend vor der Krippe stehen, dann können wir nachdenken über all das Große, das uns Gott in seinem Sohn Jesus Christus geschenkt hat. Eine solche Zeit der Besinnung ist kostbar, und wir brauchen sie alle hin und wieder. Wir sollten sie uns nicht nehmen lassen, denn hier empfangen wir Kraft für den Alltag.

In der angeführten Schriftstelle wird Bezug auf das Herz der Gottesmutter genommen, also auf ihr Innerstes, auf das, was ihre Persönlichkeit ausmacht. Hier geschieht Begegnung mit Gott. Von Herz zu Herz verständigen sich auch Menschen, die einander lieben und hochschätzen. Manchmal braucht es nicht viel. Es gilt Hindernisse wegzuräumen, um Platz im Herzen zu schaffen für das Eigentliche und Wesentliche. Dann werden auch uns die Geheimnisse unseres Glaubens offenbar, und wir können uns der gläubigen und dankbaren Haltung Marias und des heiligen Josef anschließen. Sie beten das Geheimnis der Liebe Gottes an, das uns sichtbar im menschgewordenen Gottessohn erschienen ist!

Dann werden wir auch dessen gewahr werden, dass wir uns vor dem Jesuskind nicht zu verstellen brauchen: Wir dürfen so sein, wie wir wirklich sind. Wir brauchen uns selber und anderen nichts vormachen, denn Gott kennt uns durch und durch. Und doch erdrückt uns dieses Wissen nicht, sondern schenkt uns Frieden und Geborgenheit. Es ist das Geschenk einer inneren Freiheit, das uns hier zuteilwird. Indem wir die äußeren Dinge geringachten, werden wir mit dem Wesentlichen beschenkt, das wir an andere Menschen weitergeben dürfen: mit der Liebe des dreifaltigen Gottes, der sich uns offenbart in der Menschwerdung des ewigen Wortes.

Keine Angst, wir flüchten uns nicht in reine Innerlichkeit, in welcher wir die Welt um uns vergessen! Wir nehmen gerade so Anteil an der Not der Menschen, indem wir all diese Sorgen und Anliegen Gott anempfehlen. Fürbittend treten wir ein für unsere Mitmenschen und vertrauen darauf, dass Gott uns hört und erhört. Ja, bei der Krippe erhalten wir die Kraft für den Alltag und können so unsere Lebensaufgaben besser erfüllen. So manches wird uns durch die Gnade Gottes gelingen, was wir mit unseren eigenen Kräften nicht schaffen würden. Gott ist mit uns, er ist der Immanuel, und seine liebevolle Nähe verwandelt unsere Herzen.

Wenn das geschieht, ist die Welt ein wenig besser geworden, und der Himmel ist uns nahe! Amen.