Predigt:
Fest der Darstellung des Herrn C (02.02.2025)
L1: Mal 3,1-4 oder: Hebr 2,11-12.13c-18; Ev: Lk 2,22-40
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Das Fest der Darstellung des Herrn – auch Mariä Lichtmess genannt – bezeichnet einen wichtigen Übergang: 40 Tage sind seit der Geburt des Jesuskindes vergangen, und nun ist es Zeit, den Erstgeborenen im Tempel darzubringen und gleichzeitig durch ein Opfer auszulösen. Damit leisten Maria und Josef den Vorschriften des jüdischen Gesetzes Folge.
Im Tempel kommt es dann zur denkwürdigen Begegnung der beiden alten Menschen Simeon und Hanna mit dem Jesuskind und dessen Eltern. Beide sind hocherfreut, dass sie das Kind sehen dürfen. Simeon nahm das Kind in seine Arme und pries Gott, der ihn den Heiland schauen lassen habe. Nun könne er in Frieden aus dieser Welt scheiden und heimgehen zu Gott. Auch die Prophetin Hanna, eine hochbetagte Witwe, sprach angesichts des Kindes zu den Menschen über die Erlösung Israels.
Für Maria und Josef war es eine besondere Erfahrung, all diese prophetischen Worte über den Erlöser zu hören. Denn Simeon hatte auch davon gesprochen, dass sich an Jesus die Geister scheiden würden. Die einen würden angesichts des Erlösers aufgerichtet werden im Glauben, die anderen wegen ihres Unglaubens zu Fall kommen. Maria aber würde ein Erfahrung besonderer Art machen: Ihr Herz würde angesichts all dessen, was ihrem Sohn widerfährt, gleichsam von einem Schwert durchbohrt werden. Hier wird der Gottesmutter ein Schmerz vorausgesagt, den sie in Einheit mit dem Erlöser in ihrer Seele tragen wird. Denn das Schicksal Jesu, ihres Sohnes, ist ihr nicht gleichgültig. Ebenso wenig lässt es sie unberührt im Herzen, wenn die Menschen ihren Sohn im Glauben freudig annehmen oder aber in verhärteter Weise ungläubig ablehnen. Marias Herz ist das Herz einer Mutter: sie ist die Mutter Jesu und auch unsere geistliche Mutter. Vor allem unter dem Kreuz Jesu wird sich dann die Teilhabe am Leiden Jesu in Maria erfüllen. Sie aber wird gläubig ausharren und die Auferstehung erwarten.
Maria und Josef geben uns ein Beispiel der Hingabe an den Willen Gottes. Sie verzichten in großherziger Liebe auf ihr Eigenes und stellen sich Gott ganz zur Verfügung. In Einheit mit Jesus, der ihnen als Kind anvertraut ist, werden sie selbst zu einer lebendigen Opfergabe.
Im Grunde ist dies auch unsere Lebensaufgabe: dass wir lernen, den eigenen Willen hintanzustellen und den Willen Gottes für unser Leben als maßgeblich anzusehen. Überraschenderweise werden wir auf diese Weise nicht zu Sklaven, sondern gewinnen die wahre Freiheit. Als Kinder Gottes und Erben des Himmels wird unser Leben reich und erhält seinen wahren Wert. Die Vollendung im Himmelreich steht noch aus, aber sie ist uns verheißen. In Einheit mit der Gottesmutter Maria und dem heiligen Josef gehen wir unseren Weg. Gott aber möge uns einst die ewige Freude schenken! Amen.