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Predigt:

Sohn des ewigen Vaters und doch Mensch wie wir

Fest der Heiligen Familie C (29.12.2024)

L1: Sir 3,2-6.12-14 oder 1 Sam 1, 20-22.24-28; L2: Kol 3,12-21; Ev: Lk Lk 2, 41-52


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir feiern an diesem Sonntag das Fest der Heiligen Familie und ehren dabei das Jesuskind und seine Eltern, also die selige Jungfrau Maria und den heiligen Josef.

Nach der Auffassung mancher Menschen ist die Heilige Familie derart erhaben, dass sie sich schwertun, andere Familien mit ihnen zu vergleichen. Gewiss: Die Heilige Familie ist einzigartig, denn der Sohn Gottes wollte selbst in ihr aufgenommen und behütet sein als kleines Kind und als heranwachsender junger Mensch.

Und doch gilt: Gott ist wirklich Mensch geworden, um alles Menschliche mit uns zu teilen. Er ist eingetreten in unsere Welt; er hat sich freiwillig klein gemacht, da er uns in Gnaden erhöhen will zu Kindern Gottes. So hat der Sohn Gottes also auch den Alltag mit uns geteilt. Immerhin hat Jesus an die dreißig Jahre im Kreis seiner Herkunftsfamilie verbracht, und erst dann ist er machtvoll aufgetreten, hat gepredigt, hat Kranke geheilt und Wunder gewirkt. Bis dahin wollte er nach außen hin unauffällig leben, also gleichsam im Verborgenen, und so hat er sich kraft seiner Menschheit den Seinen angeglichen. Maria war dem Kind Jesus eine treusorgende Mutter, und Josef hatte rechtlich die Vaterstelle inne und war ganz da in Liebe und Hingabe für das Kind und dessen Mutter Maria.

Das Evangelium dieses Sonntags berichtet von der Wallfahrt des zwölfjährigen Jesus mit seinen Eltern nach Jerusalem. Anlässlich dessen geschieht etwas Außergewöhnliches: Anstatt, wie vermutetet, inmitten der großen Pilgergruppe mit seinen Altersgenossen und Freunden heimzuziehen, wird Jesus plötzlich von Maria und Josef vermisst. Wo ist er? Sie sind in Sorge! Schließlich finden sie ihn im Tempel, wo er, der jetzt volljährig wird, mit den Schriftgelehrten diskutiert. Diese staunen über seine Weisheit, denn er hört mit Verständnis zu, stellt Fragen und gibt korrekte Antworten. Woher hat er diese Weisheit?

Maria und Josef sind nun von ihrer Sorge befreit: sie haben Jesus gefunden. Zugleich wissen sie, dass er ihnen nicht auf Dauer gehören wird. Er ist ja der Sohn Gottes, den der himmlische Vater in die Welt gesandt hat. Auch für sie beide kommt die Zeit, wo sie eher von ihm belehrt werden, als dass sie ihm etwas lehren müssten. Jesus weiß um seine Einzigartigkeit und Größe, denn – wie er sagt – musste er in dem sein, was seinem Vater gehört: gemeint ist der Tempel als Haus des himmlischen Vaters. Er zeigt aber auch, dass er allezeit den Willen des himmlischen Vaters tun will, auch wenn dies nicht alle Menschen verstehen.

So gibt es also in der Heiligen Familie in Nazareth einerseits das ganz Menschliche und Normale. Andererseits zeigt sich in Jesus doch immer wieder, dass er ein einzigartiges Kind ist. Maria und Josef sind sich dessen bewusst, und dennoch müssen sie vieles erst begreifen. Auch hier heißt es wieder im Evangelium, dass Maria all diese Worte in ihrem Herzen bewahrte. Sie und Josef haben Gott vertraut, und das heranwachsende Kind Jesus war ihnen in Liebe und Gehorsam zugetan. So zeigt uns der Sohn Gottes durch sein Beispiel, wie wichtig Ehe und Familie sind. Wir brauchen diese ursprüngliche Gemeinschaft als Heimstätte für unsere Kinder, die ein Recht haben, in Liebe und Geborgenheit heranzuwachsen. Nur so können sie ins Leben eingeführt werden.

Besonders wollen wir heute an alle Eheleute und Familien in schwierigen Situationen denken und für sie beten! Gott der Herr ist ihnen nahe mit seiner Liebe. Wir danken Gott dafür, dass auch wir selbst die Werte des familiären Zusammenlebens erfahren dürfen und preisen ihn, der um unseres Heiles willen ein Mensch wie wir geworden ist, in allem uns gleich, außer der Sünde. Amen.