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Predigt:

Im Tod Jesu siegt das Leben

Karfreitag C (18.04.2025)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16 ; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Heute am Karfreitag gedenken wir des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz. Die Version der Leidensgeschichte nach dem Evangelisten Johannes macht uns dies in erschütternder Weise deutlich (vgl. Joh 18–19): Der ewige Sohn Gottes, der Mensch geworden ist (vgl. Joh 1,14), leidet für uns Sünder (vgl. Röm 5,8; 1 Petr 3,18), er gibt sein Leben hin für uns alle. Er zeigt uns seine Liebe, die bis in den Tod geht.

„Keine Liebe ist größer, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13), sagt Jesus einmal. Dies hat er durch sein eigenes Beispiel verwirklicht. Sein Tod am Kreuz ist einerseits die Folge der Ablehnung durch maßgebliche Kreise des jüdischen Volkes (vgl. Apg 2,23).[1] Das Todesurteil bestätigt Pontius Pilatus (vgl. Joh 19,6.16). Andererseits ist Jesus frei in seinem Herzen: Er erwidert den Hass und die Ablehnung nicht mit Gleichem. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34), betet er für seine Peiniger. Er lässt sich nicht vom Hass besiegen, sondern besiegt das Böse durch das Gute (Röm 12,21), durch die Liebe, die sich hingibt und opfert bis in den Tod (vgl. Phil 2,8).

Durch seinen Tod, der dann nach drei Tagen in die Auferstehung mündet (vgl. 1 Kor 15,3–4), hat er die Sünde überwunden und alles Böse besiegt (vgl. Hebr 2,14). So schenkt uns der Sohn Gottes das ewige Leben in der Gemeinschaft mit ihm.

Wenn wir sein Leiden und Sterben betrachten, dann wollen wir uns dessen bewusst werden, dass wir vor Gott Sünder sind (vgl. Röm 3,23). Wir sind uns aber auch zugleich in dankbarer Weise dessen bewusst, dass Gott uns alle Schuld vergibt (vgl. Eph 1,7). Gott rettet uns, Gott erlöst uns (vgl. Röm 3,24). Ja, in der Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus empfangen wir das Leben in Fülle.

Jesus Christus schenkt uns in seiner Liebe ein neues Herz (vgl. Ez 36,26). So sind wir fähig, auch denen zu vergeben, die uns gegenüber Böses tun, die uns Unrecht getan haben, die an uns gesündigt haben – so wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! (Kol 3,13). Er ist nicht zu überbieten in der Großzügigkeit. So sollen auch wir einander vergeben.

Die Liebe überwindet alles Böse – dies ist die Botschaft vom Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, auf das wir mit großer Andacht und Verehrung blicken, in Ehrfurcht und in Liebe (vgl. 1 Kor 1,18; 1 Petr 2,24). Das Kreuz ist ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen. Denn der Erlöser Jesus Christus ist gekommen, um für alle Menschen am Kreuz zu sterben und allen das Heil anzubieten (1 Tim 2,5–6).

In den heutigen Fürbitten, die in besonders feierlicher Form formuliert sind, werden alle möglichen Lebensstände erwähnt. Alle Menschen werden hier der Barmherzigkeit Gottes empfohlen (vgl. 1 Tim 2,1) und anvertraut. Schließen wir uns dieser Gesinnung aus ganzem Herzen an – dann werden auch wir im Herzen frei werden und durch das Leiden und Kreuz des Herrn zur Auferstehung gelangen. Amen.


[1] Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Nostra aetate, Nr. 4: „Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben, kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen. Gewiss ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, dass niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.“