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Predigt:

Der Geist des Herrn bewegt die Herzen

Pfingstsonntag C (08.06.2025)

L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 (oder: Röm 8,8-17); Ev: Joh 20,19-23 (oder: Joh 14,15-16.23b-26)


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Apostel Paulus entdeckte auf seiner Missionsreise, die ihn nach Athen führte, einen Altar, also eine Art von Denkmal, das laut Aufschrift „einem unbekannten Gott“ gewidmet war (vgl. Apg 17,23). Er nahm dies zum Anlass, den Athenern von Jesus Christus zu erzählen, den der himmlische Vater in die Welt gesandt hat und der gekommen ist, um uns Menschen von der Herrschaft der Sünde und des Todes zu befreien.

Heute, wenn wir Pfingsten feiern als das Hochfest der Herabkunft des Heiligen Geistes, können wir uns in ähnlicher Weise fragen, ob denn nicht auch der Heilige Geist, also die dritte göttliche Person, für viele wie ein unbekannter Gott ist. Ja, Gott sehen wir nicht, und er bleibt ein Geheimnis! Immerhin ist uns der Sohn Gottes anschaulich geworden in seiner Menschwerdung. Gott ist zu uns gekommen und hat uns in Jesus von Nazareth ein menschliches Antlitz gezeigt. Der Heilige Geist, der in Gestalt einer Taube auf Jesus herabkam, als er im Jordan von Johannes getauft wurde und der sich zu Pfingsten in Gestalt von Feuerzungen und unter Sturmesbrausen gezeigt hat, ist uns schon schwerer zugänglich.

Das hebräische Wort „ruach“ oder das griechische Wort „pneuma“, lateinisch „spiritus“, deutsch „Geist“ verweisen uns auf eine geheimnisvolle Wirklichkeit der Zuwendung Gottes zu uns, die wir nicht fassen und nicht festmachen können. Denn der Geist weht, wo er will – ähnlich wie der Wind (vgl. Joh 3,8). Und wenn sich ein Mensch vom Geist Gottes bewegen lässt, dann erfährt er eben dies an sich selbst. Gott schenkt uns seinen Heiligen Geist und erfüllt uns mit Liebe und Freude. Der Heilige Geist bewirkt wahre Freiheit, sodass wir zuinnerst auf das Wahre, Schöne und Gute hingelenkt werden. Sanft ist sein Wehen, jede Gewalt ist ihm fremd, denn Gott achtet die Würde und Freiheit der menschlichen Person, die nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen ist.

Als der Heilige Geist auf die Apostel und die übrigen Glaubenden herabkam, da bewirkte er das Wunder der Sprachen. Der Heilige Geist ermöglicht also, dass wir einander verstehen. Er ist gleichsam der Lehrmeister der Kommunikation. Denn wie verschieden sind doch die Menschen! Unterschiedlich sind ihre Verstehensvoraussetzungen. Denn jeder ist anders geprägt und hat andere Zugänge zur selben Wirklichkeit. Der Heilige Geist, den wir als Gabe Gottes empfangen, hebt diese Unterschiede der Kultur, der Sprache, der Denkweise keineswegs auf, sondern macht sie fruchtbar. Er verbindet uns in gegenseitiger Achtung und in wahrer Harmonie, sodass jede und jeder einen eigenen Beitrag leisten darf zum Wachstum des Reiches Gottes in den Herzen der Menschen.

Voll Vertrauen rufen wir also den Heiligen Geist an! Er möge zu uns kommen mit seinen sieben Gaben und uns mit Liebe und heiligem Eifer für das Gute erfüllen. Er schenke uns die wahre Freude, die uns mit Gott verbindet und die uns untereinander eins sein lässt als Kinder Gottes, des einen Vaters. „Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes“ (Röm 8,14). Jesus Christus hat uns diesen Geist verheißen; vom Himmel aus sendet er ihn uns und verwandelt so unser Herz.

Die Fürbitte der Gottesmutter Maria möge uns stets begleiten. Sie war allezeit offen für das Wirken des Heiligen Geistes. Sie vermag auch uns hinzuführen zur Begegnung mit dem lebendigen Gott, den wir als den einen und einzigen in den drei göttlichen Personen anbeten und verehren: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Amen.