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Widerstand in der Kirche? Teil 3

Josef Spindelböck

Theologie und Verkündigung

Zuletzt wurde der Bereich der kirchlichen Lehre hinsichtlich eines möglichen Widerstandsrechts bzw. Rechts der Kritik erörtert. Dabei kamen die Heilige Schrift, die Dogmen sowie die nichtunfehlbaren Lehräußerungen zur Sprache. Innerhalb dieses Gebietes der kirchlichen Lehrverkündigung soll nun noch ein wichtiger Aufgabenkreis dargestellt werden. Es geht um Theologie und Verkündigung: Was ist der Maßstab für eine wirklich katholische Theologie und Verkündigung in Predigt und Katechese? Wann ist „Widerstand“ berechtigt und geboten?

Die Aussagen von kirchlichen Verkündern und Theologen sind an der immer gültigen Lehre der Kirche zu messen. Das Bemühen um eine zeitgemäße Sprache in Predigt und Katechese darf nicht zu einer Verkürzung des Glaubensinhaltes führen. Das Ziel ist es, den unwandelbaren Glauben für die Menschen unserer Zeit neu zugänglich zu machen und sie darin immer tiefer einzuführen. Bei Abweichungen von diesem zweifachen Ziel der Treue zum überlieferten Glauben und der Vermittlung zu den heutigen Menschen ist Widerstand gegenüber bestimmten, der göttlichen Wahrheit nicht angemessenen oder sie verfälschenden Ausdrucksformen in Predigt, Katechese und Theologie angebracht – aber nur, wenn dieser „Widerstand“ unter der Leitung des Lehramtes und nicht in Opposition dazu geschieht.

Beispielsweise hat Papst Paul VI. im „Credo des Gottesvolkes“ (1968) und in „Mysterium fidei“ (1969) hinsichtlich der eucharistischen Wandlung die Ersetzung des theologischen Fachausdruckes „Transsubstantiation“ (Wesensverwandlung) durch Begriffe wie „Transsignifikation“ (Bedeutungswandlung) oder „Transfinalisation“ (Wandlung des Sinnes oder Zweckes) aufgrund der Treue zum überlieferten Glauben abgelehnt. Derartige Ausdrücke würden den Glauben an die wirkliche, wahrhafte und wesentliche Gegenwart Christi in der Heiligsten Eucharistie aushöhlen und der Wesensverwandlung von Brot und Wein in den wahren Leib und das Blut Jesu Christi nicht gerecht werden.

Oder: Eltern haben das Recht und die Pflicht sich zu wehren, wenn ihren Kindern in der Schule beim Religionsunterricht nicht mehr der katholische Glaube vermittelt wird, sondern die persönlichen, von der Lehre der Kirche in wesentlichen Punkten abweichenden Meinungen des Lehrers. Es kann auch den Fall geben, daß ein Lehrer zu wenig auf seine Schüler eingeht und nicht in ihrer Sprache unterrichtet. Es wäre schade, wenn auf diese Weise der katholische Glaube seine Adressaten nicht erreichen könnte. Bei gutem Willen aller Beteiligten sollten sich aber derartige Konflikte lösen lassen.

Christliches Leben

Ein weites Feld für möglichen „Widerstand“ eröffnet sich im Bereich der Praxis, also des christlichen Tuns und Lebens für jeden einzelnen von uns. Wir müssen mit der Gnade Gottes gegen unsere eigenen Sünden und schlechten Gewohnheiten einen beständigen Kampf führen. Der heilige Apostel Paulus schreibt sogar: „Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt. Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs“ (Eph 6,11 f). Die Heiligen sind uns hierin ein Vorbild. Sie waren Menschen wie wir, oft geschwächt durch persönliche Sünden und die Folgen der Erbsünde und dennoch voll Vertrauen auf die Allmacht der göttlichen Gnade. So errangen sie den Sieg über Sünde, Tod und Teufel, denn „sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht“ (Joh 7,14b). Und wir alle sind ja zur Vollkommenheit der Gottes- und Nächstenliebe berufen, worin die christliche Heiligkeit besteht. Das Ziel ist für keinen von uns unerreichbar. Die Fürbitte der Heiligen, besonders der allerseligsten, ohne Sünde empfangenen und allzeit sündelos gebliebenen Jungfrau und Gottesmutter Maria wird uns dies ermöglichen!

Jede „Kirchenreform“ muß hierin ihren Anfang nehmen: im Kampf gegen die Sünde und im Streben nach persönlicher Heiligkeit, das für viele Menschen im guten Sinne „ansteckend“ wirken kann. Ein guter Vorsatz, ja ein Lebensprogramm!

Zu Teil 4