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Predigt beim Gedenkgottesdienst
für Kaplan Bernhard Groß
in Kranzberg-Kühnhausen am 2. August 2008

 

Liebe Mitbrüder, liebe Angehörige und Freunde von Bernhard Groß, liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

 

Vor genau 10 Jahren verstarb Kaplan Bernhard Groß an den Folgen seiner Leukämieerkrankung. Nach langem, schweren Leiden holte ihn Gott zu sich, und wir wollen heute im Gebet und durch die Feier der heiligen Messe seiner gedenken; er ist ja auf dem Friedhof dieser Kirche der hl. Ottilie in Kühnhausen begraben. Zugleich feiern wir die heilige Messe für seine verstorbenen Eltern Hermann und Theresia Groß, die ihm schon wenige Jahre später in die Ewigkeit nachgefolgt sind. Vor allem empfehlen wir unseren verstorbenen Priester und Freund Bernhard der Fürbitte der Gottesmutter Maria. Wir dürfen wohl die zuversichtliche Hoffnung haben, dass Gott ihn auf die Fürbitte der Jungfrau Maria, die er so sehr verehrt hat, schon bald nach seinem Tod aufgenommen hat in die ewige Herrlichkeit.

Nicht lange durfte Bernhard Groß hier auf Erden als Priester wirken. Es war wohl mehr ein Leiden und Abnehmen seiner Kräfte als ein aktives Wirken. Aber ganz sicher ist der Priester Bernhard auf diese Weise dem gekreuzigten und auferstandenen Hohenpriester Jesus Christus ganz ähnlich geworden. Er durfte auf seine Weise beitragen, an den Leiden Christi für die Kirche das zu ergänzen, was gleichsam noch fehlt (vgl. Kol 1,24). Und Gott hat sein Opfer angenommen als vollgültigen Erweis seiner Hingabe in Liebe für die Vielen, die es gebraucht haben – für die Lebenden und Verstorbenen. Ein kleines Fürbittbüchlein aus der Hinterlassenschaft von Bernhard gibt Zeugnis davon, dass er praktisch niemanden vergessen hat, mit dem er irgendwie verbunden war. Gerade auch für seine „Sorgenkinder“, d.h. für Menschen, die sich in einer schwierigen Lebenslage befanden oder gar auf Abwegen, die vielleicht auch der Kirche und dem Glauben gegenüber distanziert waren, hat Bernhard täglich besonders gebetet und – so lange er gekonnt hat – die heilige Messe gefeiert.

Es sind wohl diese beiden „Säulen“ gewesen, an denen sich Bernhard Groß besonders angehalten hat: die Verehrung der Gottesmutter Maria und die Feier der heiligen Eucharistie. Die Gottesmutter liebte er besonders; alle seine Talente, die er erhalten hatte, nutzte er zum Lobpreis Marias. Als er – ein Sprachentalent durch und durch – in den letzten Wochen und Monaten vor seinem Sterben noch Chinesisch lernte (irgendwie musste er sich ja ablenken und durchkommen), da war es unter anderem sein Ziel, das „Ave Maria“ der Gottesmutter auf Chinesisch darbieten zu können. Bis zuletzt hoffte er auch auf ein Wunder der Heilung, so sehr er auch den Ausgang seiner Krankheit – nicht ohne um diese Entscheidung fast bis zuletzt zu ringen – der göttlichen Vorsehung anvertraute. Er traute es der Gottesmutter Maria zu, dass sie ihm die Gesundheit des Leibes vermitteln konnte – ihr, die ihm und anderen so viele Gnaden im Leben von Gott her vermittelt hatte. Und als es dann doch zum Sterben kam, ließ sich Bernhard von der himmlischen Mutter Maria abholen und ins ewige Vaterhaus Gottes geleiten …

Ganz zentral war für Bernhard als zweites bzw. überhaupt als Herzmitte seines priesterlichen Daseins, seines Wirkens und Leidens die Feier der heiligen Messe. Wann immer er konnte, war es ihm ein Herzensanliegen, täglich die heilige Messe zu feiern. Das wissen besonders die heute hier anwesenden Gläubigen mit Pfr. Priesching aus Ruprechtshofen, wo Bernhard Groß als Kaplan gewirkt hat; das wissen ebenso die Mitbrüder von Bernhard aus Kleinhain, wo er sich gleichsam mit letzter Kraft bemühte, die heilige Messe wenigstens noch in einem provisorisch hergerichteten Altar am Tisch seines Krankenzimmers zu feiern. Man könnte natürlich fragen: Warum tat er sich das an als kranker Mann? War das wirklich noch nötig? Und doch ist damit das Zentrale über sein Selbstverständnis als Priester ausgesagt. Er war zutiefst davon überzeugt, dass bei jeder heiligen Messe das Erlösungsopfer Jesu Christi vergegenwärtigt wird und dass der geweihte Priester in besonderer Weise in Einheit mit Jesus Christus die Gnaden der Erlösung an die Menschen vermitteln darf. Als Priester wollte er selber aus dem Quell der Gnade schöpfen, den uns Jesus Christus anbietet, ja der Jesus Christus selber ist, und er wollte auch andere Menschen zu diesem Quell der Gnade führen.

Als Kaplan Bernhard die heilige Messe nicht mehr selber feiern konnte, war er dankbar, wenn Jesus Christus unter der Gestalt des Brotes in der heiligen Kommunion zu ihm gebracht wurde. Priester sein, das heißt mit Jesus Christus Opferpriester und Opfergabe sein zur Ehre Gottes und für das Heil der Gläubigen. Das hat Bernhard zutiefst verinnerlicht, das war ganz zentral in seinem Leben.

Bewahren wir uns das gute Andenken an unseren lieben verstorbenen Kaplan Bernhard Groß! Vom Himmel aus kann er uns bestimmt durch seine Fürbitte bei Gott jetzt beistehen. Möge auch unser Lebensweg, mitten in allem Kreuz und Leid, stets getragen sein vom Vertrauen auf die göttliche Allmacht und Vorsehung, in der Freude und Dankbarkeit über den Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Amen.


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